1248. o. T.

Boleslaw geräth mit seinem Bruder in Streit und belagert bei dieser Gelegenheit drei Mal das noch nicht lange als deutsche Stadt ausgesetzte Breslau, welches sich jedoch trotz seiner Schwäche "se in angustia sua contrahens" tapfer vertheidigt, doch verwüstet Boleslaw mit einem Haufen räuberischer Deutschen (multis advenis Teutonicis predonibus congregatis) grausam das Land, und bei dieser Gelegenheit kommen in der Kirche und auf dem Kirchhofe zu Neumarkt 500 Menschen im Feuer um.

Chr. Pol.-Sil. f. 568. Die Fürstensteiner Handschrift, nach welcher Arndt diese Chronik edirt hat, enthält diese Nachrichten, während sie in der der Breslauer Stadtbibliothek, welche Stenzel seiner Ausgabe im ersten Bande der Ss. rer. Sil. zu Grunde gelegt hat, fehlen und sich hier erst in der Chron. princ. Pol. p. 107 finden. Die Chronologie ist sehr unsicher, wie denn z. B. Stenzel (schles. Geschichte 52) den Neumarkt und Breslau betreffenden Ereignissen eine viel spätere Zeit anweist. Jene Begebenheiten gerade an diese Stelle zu setzen, bewog mich der Umstand, dass in der Urkunde vom 28. Juni 1249, §. 8 von Verwüstungen, welche Boleslaw auf bischöflichen Gütern in der Neumarkter Gegend angerichtet, gesprochen wird, und diese doch wohl erst nach der Urkunde oben unter No. 677 fallen. Die Theilnahme Konrad's an diesen Kämpfen kann wohl frühestens in das nächste Jahr fallen; als er sich zum Bischof von Passau wählen liess, hat er schwerlich schon an die Erwerbung eines schlesischen Herzogthums gedacht.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1884; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 1: Bis zum Jahre 1250. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.